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Stefan

Eine grüne Stadtoase in St. Fiden entsteht

 

Den Austausch pflegen, Projekte umsetzen, unter schattenspendenden Bäumen verweilen. Das neu gestaltete Areal Bach könnte bald viele Wege zur Mitwirkung, Begegnung und sozialen Zusammenhalt bieten. Gegründet im Sommer 2019, erarbeitete der Verein Areal Bach in den letzten Monaten mit den Dienststellen der Stadt und Projektpartner*innen in einer interdisziplinären Zusammenarbeit ein Konzept, wie der Platz zukünftig gestaltet wird. Auf einer Fläche von 18'500 m2 entsteht für mindestens 5 Jahre eine grüne Begegnungszone aus zahlreichen Teilprojekten, die unter anderem eine Blumenwiese, einen Pumptrack sowie Quartiergärten beinhalten wird. Auch Veranstaltungen werden auf dem Gelände stattfinden. Die Parkplätze, unter anderem für die Migros Kund*innen und Mitarbeiter*innen, Kantonsspital und Logistikfläche für den Zirkus Knie, bleiben bestehen. Der Verein hat innert 6 Monaten CHF 615`000 von den benötigten CHF 930`000 zusammengebracht.

 

Im Juli 2020 traf ich Melanie Diem, Präsidentin des Vereins Areal Bach, um mit ihr bei einem Interview über die aktuellen Entwicklungen und freiwilliges Engagement im Areal zu sprechen.

 

Stefan Frischknecht von OstSinn: In den letzten eineinhalb Jahren wurden viele Partnerschaften in die Wege geleitet und Teilprojekte geplant. Nun sind demnächst die Vorbereitungen abgeschlossen. Was steht in nächster Zeit an?

Melanie Diem: Als nächstes geht es darum, den letzten Geldbetrag zusammenzubringen. Im Spätsommer entscheidet der Stadtrat über den angefragten Unterstützungsbeitrag. Falls wir den Beitrag bekommen, werden wir bereits ab Herbst mit den ersten Tiefbauarbeiten und Baumpflanzungen auf dem Areal beginnen. Am 5. September fand übrigensfand ein Sommerfest vom Quartierverein Nordost-Heiligkreuz statt, um den Platz bereits vor der Umsetzung der Zwischennutzung mit Leben zu füllen.

 

SF: Unser Fokus dieses Newsletters ist freiwilliges Engagement. Wie ist es für dich, mit verschiedenen Partner*innen und Unterstützer*innen zu kooperieren?

MD: Das ist für mich die spannendste Arbeit überhaupt. Die Vernetzung von Bevölkerung und Institutionen. Nachhaltige und sinnstiftende Projekte sind sehr angewiesen auf das Engagement aus der Bevölkerung, die ehrenamtlich Ideen entwickeln und umsetzen. Uns als Verein war es von Anfang an wichtig, dass möglichst viele Quartierbewohner*innen, Firmen, Vereine und Institutionen miteinbezogen werden konnten, so kamen beispielsweise Kooperationen mit der Feuerwehr, der offenen Arbeit mit Kindern und Bioterra Schweiz zustande. Etliche Stunden an freiwilligem Engagement wurde von Vorstandsmitgliedern und vielen Leuten aus den Teilprojekten geleistet, damit dieser Begegnungsort realisiert werden konnte.

 

SF: Wie sah die Vernetzung von Vereinen und engagierten Freiwilligen konkret aus?

MD: Wir fragten einzelne Institutionen an und informierten über unsere Website und Social-Media-Kanäle. Auf dem Areal Bach wurde auch ein Briefkasten aufgestellt, damit auch Anwohner*innen Projektideen einbringen konnten, die weniger affin zur digitalen Welt sind. Auch haben wir letzten September eine öffentliche Informationsveranstaltung auf dem Areal Bach durchgeführt. Durch die gute Vernetzung und den Austausch in unserem Verein mit Quartierbewohnern, KMU, Politiker*innen und Planer*innen konnten wir viel Unterstützung generieren.

 

SF: Auf welche Weise kann man sich bei euch engagieren?

MD: Sobald die Zwischennutzung realisiert werden kann, planen wir Arbeitsgruppen für die einzelnen Teilprojekte. So kann man sich beispielsweise als Betreuer*in für die Kinderbaustelle engagierten, sich beim Pflanzen von Bäumen und Sträuchern einbringen oder im Lerngarten mithelfen. Viele Konzepte werden erst mit der Zeit  wachsen. Interessierte sind deshalb auch eingeladen, eigene Ideen einzubringen und umzusetzen, damit die Vielfalt des Areal Bach wachsen kann.

 

SF: Bestimmt ist es bei einem so grossen Projektnicht immer einfach, die Ideen und Konzepte wie geplant umzusetzen. Was waren eure grössten Herausforderungen?

MD: Die grösste Herausforderung war sicher, dass die Brache zwar stark unternutzt, aber trotzdem mit vielen Intressengruppen zusammenhängt. (Stadt – OLMA- Migros – SBB und Zirkus Knie) diese Bedürfnisse galt es alle unter einen Hut zu bringen. Der Verein Areal Bach möchte mit dieser Zwischennutzung nicht ein fixfertiges Areal für die Bevölkerung planen, sondern mit der Bevölkerung zusammen. Wir möchten nur die Basis bieten, damit sich unter Mitwirkung von Privaten, Institutionen und KMU ein Begegnungsort mit vielen künftigen Teilprojekten bildet. Wo wir jedoch genaue Vorstellungen hatten, ist in der Ausgestaltung dieser Basis. Das Areal Bach soll als Pionierprojekt zeigen, wie ein städtisches Zukunftsgebiet, welches bis jetzt noch als «Unort» galt, durch eine Zwischennutzung eine Identität und eine Adresse erhält. Dies ist wichtig für die künftige Entwicklung des Gebiets St. Fiden. Auch möchten wir, mit unserem erarbeiteten Grünkonzept «Natur auf Zeit» zeigen, wie sich städtische Hitzeinseln in eine grüne Oase verwandeln lassen können und sich die Biodiversität in den Städten innert kurzer Zeit erhöht. Dies durch Entsiegelung von Asphalt, Erstellung von Ruderalflächen (eine offene, brachliegende Fläche bedeckt mit Kies, Sand und Schotter, auch Kulturbrache) und Blumenwiesen und Pflanzung von 200 Bäumen und Büschen in Form einer Baumschule. Besonders unterstützt wurden wir bei der Planung durch das Planungsbüro GSI Architekten AG die uns als grösster Partner die immer wieder neuen Ausgangslagen des Projektes planerisch ausgearbeitet haben, und die Baubewilligung eingegeben hat. Dies in einer einjährigen Vorleistung praktisch ohne finanzielle Gegenleistung.

 

SF: Welche Themen sind euch zurzeit besonders wichtig?

MD: Die Zwischennutzung darf wachsen, es darf noch mehr entstehen. Und natürlich ist auch eine finanzielle Unterstützung wichtig, deshalb würden wir uns über eine Gönner– oder Passivmitgliedschaft freuen. Mit einer Vereinsmitgliedschaft unterstützt ihr den Verein im laufenden Betrieb damit wir den Unterhalt der Brache und eine Koordinationsstelle finanzieren können, die Ansprechperson für Stadt, Anliegen aus der Bevölkerung sowie die Teilprojekte ist.

 

SF: Die Zwischennutzung Areal Bach wird zahlreiche Möglichkeiten zur Begegnung von Mensch und Natur bieten. Was sind deine persönlichen Highlights?

MD: Beeindruckend war für mich das grosse Interesse aus der Bevölkerung an der Mitgestaltung von Teilprojekten sowie die breit gefächerte Bereitschaft, sich am Areal Bach zu beteiligen. Wir haben mit dem Areal Bach überall offene Türen eingerannt. Viele Firmen möchten etwas für ein nachhaltiges und gemeinnütziges Projekt in ihrer Region beitragen. Wir waren überwältigt, es war so viel Support da. Baumspenden, Vergünstigte Leistungen bei Tiefbauarbeiten, halber Preis beim Transport der Bäume. Ehrenamtliche Arbeitsleistungen von Fachleuten für die Baumpflanzung, vergünstigtes Material und Sachspenden. Alle machen mit. Auch zeigt ein solches Projekt, was Vernetzungsprozesse im Hintergrund bewirken können, wenn sie geschickt eingefädelt sind. Beispiel Toiletten: So konnte ein Zürcher Start-Up dank einer Ostschweizer Firma in St. Gallen Fuss fassen. Die Ostschweizer Firma kann dadurch jetzt ein neues nachhaltiges Geschäftsfeld eröffnen und das Areal Bach hat als Dankeschön eine nachhaltige Toilettenlösung erhalten, welche uns kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die Leute zu vernetzen, wodurch für alle  Akteur*innen ein Mehrwehrt entsteht, ist für mich das grösste Highlight.

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