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Stefan

Handeln statt Zeit verplempern! Interview mit Lia Allenspach und Kaija Eigenmann zum Klimastreik

 

Jugendliche protestieren weltweit, sie gehen nicht in die Schule, solange keine konkreten Massnahmen für die Klimapolitik eingesetzt werden. Dieses globale Phänomen trifft auch St. Gallen. Am 15. März wird es schweizweit Klimastreiks geben, selbstverständlich auch in der Ostschweiz. OstSinn hat zwei Organisatorinnen getroffen, welche in einer Kollektive Demos organisieren.

Eure Kollektive organisiert den Klimastreik in St. Gallen. Was sind eure Erfahrungen?

Kaija Eigenmann: Bis jetzt sehr positiv, die ganze Sache ist sehr schnell entstanden. Die erste Demo ist sehr spontan gewesen, es sind aber trotzdem viele Menschen gekommen. Momentan läuft es immer noch sehr gut, die Motivation von den jungen Leuten und auch im Allgemeinen von verschiedenen Generationen ist da.

Lia Allenspach: Am Anfang war es ein Klischee, dass die Jugend sich nicht für ihre Zukunft einsetzt und keine Interesse an Politik hat. Ich habe eine ganz andere Erfahrung gemacht. Die jungen Leuten sind interessiert, das Thema trifft uns. Auch bei uns, in der Kollektive, läuft es sehr gut: welche haben mehr, welche weniger Erfahrung und es ist cool, als junge Person sowas erleben und aufbauen zu können.

Was hat euch am meisten überrascht?

Kaija Eigenmann: Für mich war es sehr beeindruckend zu sehen, wie viel Erfahrung einige Menschen unseres Kollektivs mit so jungen Jahren schon mitbringen. Ich fand es auch überraschend, dass man so schnell eine so grosse Masse zusammenbringen kann. Viele Menschen sind um unser Klima besorgt und wollen sich dafür einsetzen. Eine Demo bringt sie zusammen.

Lia Allenspach: Klimawandel ist immer in meinem Hinterkopf gewesen, aber jetzt muss es schnell gehen, wir müssen jetzt handeln. Man muss jetzt was machen, nicht in 11 Jahren. Es war sehr überraschend für mich, wie aktuell das Thema ist.

Gibt es irgendwas, was ihr nachträglich anders machen würdet?

Kaija Eigenmann: Klar gibt es kleine Dinge, grundsätzlich würde ich aber nichts ändern. Ich finde es, für unseren Wissenstand und da es nicht unser Beruf ist, gut. Wir machen es neben der Schule, den Hobbys, dem Lernen und den Hausaufgaben. Ich finde es gut organisiert.

Lia Allenspach: Was ich vielleicht noch anders gemacht hätte, wäre die Kommunikation zwischen uns, der Schulleitung und dem Bildungsdepartement. Es hätte ein bisschen besser laufen können. Dass wir ihnen und sie uns ein bisschen entgegen kommen könnten, zum Beispiel wegen Absenzen. Wir hätten mehr zusammengearbeitet. Aber es ist nun so gewesen und man kann versuchen, es zu verbessern.

Wann ist eure nächste Demo?

Kaija Eigenmann: Voraussichtlich am 15. März.

Um wie viel Uhr und wo?

Kaija Eigenmann: Das ist noch nicht klar.

Sollten wir das Datum in unserem Kalendar offen halten?

Kaija Eigenmann: Ja, unbedingt!

Woran würdet ihr euer 60 Jahre älteres Selbst erinnern? Wenn ihr eine Botschaft in die Zukunft für euch selber schiessen könntet, was wäre es?

Kaija Eigenmann: Die Hoffnung, dass die Situation besser geworden ist und dass sich wirklich etwas geändert hat. Dass wir nicht nur den Rand gekratzt haben, sondern irgend etwas passiert ist und die Politik sich zusammengerissen hat. Die Botschaft ist, dass wir unsere Zeit nicht verplempern.

Lia Allenspach: Es ist wichtig, auf die Jungen zu hören, da sie die Zukunft sind. Es gibt alte Personen, die über alles Bescheid wissen. Es geht auch um das Abstimmen. Zur Zeit kann ich nicht abstimmen, da ich noch nicht 18 Jahre alt bin. Und dann, in der Zukunft, kann ich schon abstimmen und längerfristig denken, nicht nur an mein eigenes Leben.

Meinst du als Botschaft: „Hört auf die jungen Leute!“?

Lia Allenspach: Ja schon, aber man muss sich selbst auch treu bleiben und auf alle Menschen schauen.

Wie findet man euch persönlich oder online?

Kaija Eigenmann: Wir haben Instagram, Facebook und unsere E-Mail Adresse ist: ostschweiz@climatestrike.ch. Da es eine Bewegung von jungen Menschen ist, kann man uns ganz einfach in der Schule oder in der Stadt ansprechen. Wir sind immer offen, Fragen zu beantworten.

Ich habe auch Aufkleber gesehen.

Kaija Eigenmann: Ja, teilweise tragen wir Aufkleber, manchmal fliegen sie weg.

Wenn man in St Gallen junge Menschen mit Klimastreik-Aufkleber sieht, darf man euch ansprechen?

Kaija Eigenmann: Ja, klar.

In meinem Umfeld sorgt man sich mehr darüber, dass die Kinder, unsere Kinder Depressionen haben, als dass meine Generation eine wohnbare Erde für sie hinterlässt. Was sind eure Überlegungen dazu?

Lia Allenspach: Ich denke, es ist sehr wichtig, dass die Kinder eine Zukunft haben. Was man dabei nicht vergessen darf, dass Menschen, die anderswo leben, zum Beispiel in Bangladesch auch betroffen sind. Wegen des Meeresspiegelanstiegs wird dieses Land überflutet. Anderseits ist es auch wichtig, dass die Generationen auf einander hören und gute Lösungen finden.

Kaija Eigenmann: Es sind zwei sehr wichtige Themen, die parallel ablaufen können. Es hat schon einen gewissen Zusammenhang, aber trotzdem sind sie zwei verschiedene Sachen. Ich glaube, dass man schon genug Zeit im Leben hat, sich diesen Themen parallel zu widmen.

Adultismus ist Diskriminierung Minderjähriger durch Erwachsene. Habt ihr euch gegenüber im Zusammenhang mit den Klimastreiks Machtmissbrauch erlebt?

Lia Allenspach: Zum Beispiel bei der Polizei werden wir teilweise nicht so ernst genommen. Ich denke, wenn wir 20 Jahre älter wären und in der Politik arbeiten würden, Politiker oder Politikerinnen wären, würde es einen ganz anderen Umgang mit uns geben. Auch mit der Schulleitung fühle ich es ein bisschen, obwohl sie sehr freundlich sind. Es ist schon klar, dass sie das Sagen haben. Sie sind respektvoll, aber es ist klar, dass nicht wir, sonders sie die Regeln machen.

Könntet ihr unseren LeserInnen jeweils einen Tip geben, welchen sie ab sofort für eine nachhaltige Welt umsetzen können?

Lia Allenspach: Wichtig ist, dass man sich über Klimathemen und Klimapolitik informiert. Man kann natürlich beim Eigenkonsum anfangen, zum Beispiel Fleisch ist ein grosses Thema. Wie man sich einschränken kann, was man anders machen kann, damit es nachhaltiger ist. Man kann auch am Klimastreik teilnehmen und uns unterstützen.

Was ist dein Tip?

Kaija Eigenmann: Sich zu informieren ist wichtig und es gibt viel, was man privat machen kann. Zum Beispiel weniger Fliegen und den eigenen Fleischkonsum reduzieren. Das sind beides Dinge, welche sehr schädlich fürs Klima sind. Sich über Grosskonzerne informieren und sich bewusst machen, wie sehr sie unsere Zukunft verbauen. Man kann durch das Kaufen nachhaltige Firmen unterstützen. Ich kann zum Beispiel ZeroWaste Läden empfehlen, da diese auf unnötige Verpackungen verzichten.

Lia Allenspach: Und was wir noch vergessen haben. Es ist sehr wichtig, dass man abstimmt, weil man so etwas verändern kann. Ich freue mich jetzt schon darauf, wie ich auf das Ganze Einfluss nehmen kann.

Wir sehen uns am 15. März und vielen Dank für das Interview.

Kata Piroch für OstSinn