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Stefan

Sharing - alter Wein in neuen Schläuchen?

Wohl kaum jemand der es nicht praktiziert. Ohne miteinander zu teilen, wären wir wohl damals vor vielen tausend Jahren nicht mal bis in die Höhle gekommen, geschweige denn aus dem Neandertal zur Plattform-Ökonomie. Das Teilen hat eine lange Tradition, von der Bibliothek, über die Waschküche bis zur Autobahn oder dem Spielplatz erleben wir täglich die Vorteile geteilter Infrastrukturen.

Sharing boomt - nicht nur in der medialen Berichterstattung. Ob Co-Working, Carsharing, Airbnb, Urban Gardening, Kleidertausch, digitale Dorfplätze zur Nachbarschaftshilfe, die Sharing erlebt ein enormes Wachstum. Das Teilen ist aber viel mehr als eine neue Form des Wirtschaftens. Teilen hat oftmals einen verminderten Energie- und Ressourcenverbrauch zur Folge und fördert auch den sozialen Zusammenhalt durch Austausch von Wissen, Netzwerken und durch neuartige Begegnungen. So scheint es sinnvoll, zwischen Geschäftsmodellen und gemeinnützigen Projekten zu unterscheiden.

Global Herausforderungen - lokale Antworten durch Sharing?

Die aktuellen globalen Herausforderungen, wie z.B. der Klimawandel, die weltweite Migration, das flüchtige Kapital oder der technologische Wandel, haben seit 2015 eine internationale “Antwort”: die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN sind das Kernstück der sogenannten Agenda 2030. Die Ziele tragen der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimension der nachhaltigen Entwicklung in ausgewogener Weise Rechnung und führen zum ersten Mal alle Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung in einer Agenda zusammen. Zu den 17 Sustainable Development Goals, SDGs gehören z.B. Gleichberechtigung (No. 5), menschenwürdige Arbeit und Wirtschaft (No. 8), aber auch Innovation und Infrastrukturen (No. 9). Diese Ziele sollen bis 2030 global und von allen UNO-Mitgliedstaaten gemeinsam mit ihren Unternehmen und der Bevölkerung erreicht werden. Das heisst, dass alle Staaten, Regionen, Städte und Gemeinden gleichermassen aufgefordert sind, die drängenden Herausforderungen der Welt gemeinsam mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zu lösen. Sozusagen eine gemeinsame Verantwortung in unterschiedlichen Rollen.

Sharing und die Agenda 2030 können vielfältig in Bezug gestellt weden. So sind z.B. das Ziel 12 “nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster”, das Ziel 4 “Inklusive, hochwertige Bildung mit lebenslangem Lernen”, wie auch die Ziele 13 - 15 der ökologischen Tragfähigkeit des Planeten ohne Sharing kaum denk- und erreichbar.

Sharing kann also je nach Ausgestaltung ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung sein und werden. Dabei müssen aber zwingend die drohenden Rebound-Effekte (z.B. kann Airbnb zu mehr Wochend-Trips führen, etc.) beachtet werden. Für den deutschen Soziologen Hartmut Rosa von zentraler Bedeutung scheint aber auch, dass es dabei um mehr als um Steigerung der Energie- und Kosteneffizienz geht, sondern alternative Arten des sich Begegnens entstehen (vgl. Harmut Rosa, S. 735, Resonanz).

Sharing in St.Gallen

In St.Gallen wurde vor kurzen das Forschungsprojektes “ShareCity” der Hochschule Luzern abgeschlossen. Nach aussen sichtbarster Höhepunkt war der “ShareGallen-Markt” im Kugl. Rund zwanzig Organisationen konnten ihre Ideen vorstellen und sich vernetzen. So waren Organisationen wie das Mehrgenerationenprojekt OstVillage OfficeOIKOS, die RepairCafèsMobility und viele andere vor Ort. Das TVO berichtete im Rahmen der Energietage darüber.

Für die kommende Zeit scheint es wichtig, den Begriff des “Sharing” in Wahrung seiner Offenheit in St.Gallen zuschärfen und miteinander auszutauschen: Zu welchem Thema, in welcher geographischen Ausprägung, mit oder ohne Geschäftsmodell werden welche Beiträge geleistet? Schlussendlich zählt wohl jeder Beitrag, der uns suffizient und effizient einer zukunftsfähigen Stadt und Region näher bringt und auch den Aufbau von tragfähigen Beziehungen zwischen Menschen fördert.

Als Förderverein OstSinn wollen wir weiterhin digital und analog Raum für mehr bieten, Raum schaffen für den Austausch von Ideen, Wissen und Netzwerken. Wir freuen uns, wenn wir mit der Stadt, Sharing-Initiativen und Unternehmen hin zu lokalen Beiträge der Agenda 2030 arbeiten können. Gerne können sich an sharing Interessierte sich bei uns per Mail melden.