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Kleidertausch in St.Gallen - "Swap St.Gallen": Geschichte und Zukunft

Im Rahmen von ShareGallen stellen wir zweimal im Jahr Sharing-Initiativen aus der Ostschweiz vor. Dieses Mal berichten wir über den “Swap St.Gallen”, der sich gerade in einer Übergangsphase befindet.

Die Initiative "Swap St.Gallen" hat seit mehr als einem Jahrzehnt den nachhaltigen Kleidertausch* in der Region gefördert. Gegründet von Michaela, Andrea und Nathi, die sich auch als "les Swapettes" bezeichnen, hat das Projekt eine stetig wachsende Community erreicht. Im Interview erzählt Michaela mehr über die Entstehungsgeschichte, den Ablauf und die Zukunft von "Swap St.Gallen". Zudem erfahren wir, wie sie den Nerv der Zeit getroffen haben.

 

Was ist für euch das Besondere an der Initiative?

Für uns ist "Swap St.Gallen" nicht nur ein nachhaltiges Modeprojekt, sondern auch ein soziales Event. Menschen jeden Alters treffen sich, um Kleidung zu tauschen, die oft eine besondere Geschichte hat. Diese Geschichten werden während dem Tausch von der bisherigen Besitzerin gleich an die neue Besitzerin vor Ort weitergegeben. Diese intergenerationelle Begegnung und die Freude der Teilnehmerinnen haben uns tief berührt und motiviert.
Auch Sensibilisierung gehört dazu: Es lohnt sich, etwas mehr für ein Kleidungsstück auszugeben, damit es mehrmals getragen, gewaschen und gegen gleichwertige Stücke ausgetauscht werden kann.

 

Wie hat "Swap St.Gallen" angefangen?

"Swap St.Gallen" hat ursprünglich bei den drei Gründerinnen zu Hause begonnen. Wir haben privat mit einigen Freundinnen Kleidung getauscht. Da es aber im kleinen Kreis weniger Auswahl an passenden Grössen und Stil gibt, wollten wir weitere Teilnehmerinnen gewinnen. So haben wir uns entschieden, daraus eine öffentliche Veranstaltung zu organisieren.
Im November 2013 fand die erste Veranstaltung im Club im unteren Stockwerk der OYA-Bar in St.Gallen statt, damals noch unter dem Namen "Swap in the City". Nach sieben Veranstaltungen dort, ist der Ort fast geplatzt von Kleidern und Menschen, wir haben dann einen grösseren Ort gebraucht. So zog die Veranstaltung zuerst ins Lagerhaus und später ins Textilmuseum St.Gallen.

 

Warum habt ihr das Textilmuseum als Location letztendlich gewählt?

Das Textilmuseum ist vor der Ausstellung „Slow Fashion“ auf uns zugekommen, weil sie einen Kleidertausch im Rahmenprogramm anbieten wollten. Das hat thematisch und vom Team her wunderbar gepasst, da das Museum sich ebenfalls intensiv mit Nachhaltigkeit in der Mode auseinandersetzt. Durch diese Zusammenarbeit konnten wir eine neue, etwas ältere Zielgruppe erreichen, und es sind hochwertigere Kleidungsstücke in den Tausch gekommen.

 

Wie funktioniert der Kleidertausch?

Jede Person darf maximal acht Kleidungsstücke mitbringen und zahlt 10 Franken Eintritt. Die Kleidungsstücke werden in drei Kategorien eingeteilt: BasicMedium und Top, je nach Marke und Qualität. Diese Einteilung soll den Tausch fair gestalten und sicherstellen, dass Artikel von unterschiedlichem Wert nicht einfach miteinander getauscht werden. In den letzten 30 Minuten der Veranstaltung werden die Kategorien aufgehoben, und alle Besucherinnen verlassen kurz den Saal, während das Team die übrig gebliebenen Kleidungsstücke wieder schön aufhängt. In diesen letzten 30 Minuten können die Teilnehmenden einen Bon aus einer niedrigeren Kategorie gegen ein Kleidungsstück aus einer höheren Kategorie tauschen. Das System mit der Kategorisierung wurde erst später eingeführt, als die hochwertigen Kleidungsstücke dazu gekommen sind. Wer nicht fündig geworden ist, darf seine Bons behalten und diese ein anderes Mal brauchen.

 

Was passiert mit den übrig gebliebenen Kleidungsstücken?

Nicht alle Kleidungsstücke werden bei einem Event getauscht. Die übrig gebliebenen Artikel werden an verschiedene lokale soziale Organisationen gespendet, darunter das FrauenhausKleika oder Secondhand-Läden wie die Brocki Gais. Hin und wieder wurden auch private Spendenaktionen unterstützt, bei denen Kleidung nach Griechenland gebracht wurde.

 

Wie viele Personen nehmen an den Veranstaltungen teil und wie sieht euer Aufwand aus?

An den Events nehmen in der Regel etwa 100 bis 150 Personen teil. Der organisatorische Aufwand hinter den Kulissen ist gross, vor allem am Tag selbst. Es helfen jeweils 10 bis 14 Freiwilligen mit, die uns drei Organisatorinnen von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends unterstützen. Der Fokus in der Vorbereitungsphase liegt darauf, die Veranstaltung bekannt zu machen, unsere Helferinnen zu rekrutieren und einen Einsatzplan zu erstellen. Anschliessend wählen wir die sozialen Organisationen aus, die die übrig gebliebenen Kleidungsstücke erhalten werden. Zudem kümmern wir uns um die Materialplanung, -bereitstellung sowie um die Absprachen mit dem Textilmuseum. Vor Ort müssen die Kleider entgegengenommen, kategorisiert und aufgehängt werden. Nach der Veranstaltung werden die übrigen Kleider direkt von den sozialen Organisationen abgeholt. Somit sparen wir uns den Aufwand, die Kleider danach selbst noch verteilen zu müssen.

 

Gab es Ideen, die ihr ausprobiert habt, aber nicht weitergeführt wurden?

Ja, im Laufe der Jahre haben wir verschiedene Dinge ausprobiert, wie Gastauftritte von Fotografen, Coiffeusen oder Infoständen (zum Beispiel von Kleika). Auch die Idee, vor Ort Kleidung ändern zu lassen, hat sich nicht durchgesetzt, da sie nicht zum Kern des Tausch-Konzepts passte. Letztlich soll der Tausch im Zentrum stehen.

 

Warum zieht ihr euch jetzt zurück?

Nach über 12 Jahren ist der Aufwand für uns einfach zu gross geworden. Unser Leben hat sich verändert – zwei von uns haben nun Kinder, und alle drei sind beruflich in neuen Rollen gefordert. Da wir zudem nicht mehr alle in St.Gallen wohnen, ist die Koordination schwieriger geworden. Früher haben wir alle drei zusammen gearbeitet und nebenbei während der Mittagspause die Veranstaltungen organisiert. Das ist aber heute leider nicht mehr möglich. Deshalb haben wir beschlossen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich zurückzuziehen und das Baby in weitere Hände zu geben.

 

Wie sieht die Zukunft von "Swap St.Gallen" aus?

Die Zukunft von "Swap St.Gallen" liegt nun in den Händen eines neuen Teams. Denn wir haben zwei Nachfolgerinnen gefunden, die den Anlass weiterführen und mit viel Elan auch weiterentwickeln möchten. Sie werden sich zu gegebener Zeit vorstellen. Geplant ist, dass der nächste Swap im Frühling 2025 stattfinden wird. Wir freuen uns, dass es mit Swap St.Gallen weitergeht. Das Projekt zeigt, dass Mode und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Wir hoffen, dass auch in den kommenden Jahren viele Menschen dazu inspiriert werden, ihren Kleiderschrank auf umweltfreundliche Weise neu zu gestalten.

 

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Weitere Informationen findest du auf der offiziellen Webseite von Swap St.Gallen: swap-sg.ch
TVO Bericht: Kleidertausch statt Kaufrausch | TVO Online (tvo-online.ch)
Weitere Initiativen der Sharing-Economy im Raum St.Gallen, findest du hier: sharegallen.ch 
 

*Warum Kleidertausch nachhaltig ist, erfährst in dieser kurzen Reportage: SRF Kids News - Kleidersammlung – Was passiert mit der Kleidung? - Play SRF

 

Redaktion: Clara Esteve

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zuletzt aktualisiert am: 20. Oktober 2024

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