Bibliothek der Dinge St.Gallen
Blogpost

Dampfreiniger, Popcorn-Maschine oder Diktiergerät - Ausleihen statt Kaufen

Im Rahmen von ShareGallen stellen wir zweimal im Jahr spannende Sharing-Initiativen aus der Ostschweiz vor. Dieses Mal zeigen wir euch, wie die Bibliothek der Dinge funktioniert.

Statt Bücher kann man nämlich in der Stadtbibliothek St.Gallen auch Dinge ausleihen. Von Hobby-Utensilien, über Küchengeräte bis zu Digitalem - für alle ist etwas dabei. 
Annina Spirig verrät euch im Interview, wie es genau funktioniert und was der Ursprung der Idee ist. 

 

Wie kam es zur Bibliothek der Dinge in St. Gallen? Gab es Vorbild-Projekte?
Ja. Die Idee für unser Projekt stammt aus Deutschland. Dort existieren diese Ausleihen in öffentlichen Bibliotheken seit langem. Wir haben auch die Leihbar Luzern (eine private Organisation, finanziert durch eine Stiftung und Sponsoren) besucht und uns in gewissen Punkten inspirieren lassen. In der Schweiz gibt es immer mehr öffentliche Bibliotheken und Organisationen, die eine «Bibliothek der Dinge» anbieten.

 

Wie hat sich das Projekt seit dem Start Anfang 2022 entwickelt?
Sehr gut. Wir sind sehr zufrieden. Wir haben mit 50 Gegenständen gestartet, heute sind wir bei rund 70. Übers Jahr gesehen, sind zwei Drittel der Sachen permanent ausgeliehen. Die Bibliothek der Dinge hat aber immer noch Projektcharakter. Unsere Kernfunktion ist nach wie vor die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Medien und weiteren etablierten bibliothekarischen Dienstleistungen. Eine Vergrösserung der Bibliothek der Dinge ist in der neuen Bibliothek am Blumenbergplatz angedacht. Aber das wird ja noch ein paar Jahre dauern. Es ist offensichtlich ein Bedürfnis unserer Kundschaft, Gegenstände auszuleihen, statt zu kaufen.

 

Welche Zielgruppe sprechen Sie am meisten an?
Als Kinder- und Jugendbibliothek der Stadt St.Gallen richtet sich unser Angebot an Kinder, Jugendliche sowie deren Erziehungspersonen. Für die elektronischen Geräte, wie Fotoapparate, Videokameras oder Digitalisierer, sind es vor allem Jugendliche. Der Pizza-Ofen, der Schokoladen-Brunnen oder ein Reinigungsgerät für den Frühlingsputz werden hauptsächlich von jungen Familien ausgeliehen. Um diese Gegenstände auszuleihen, muss man aus Haftungsgründen erwachsen sein.

 

Wie finanziert sich die Bibliothek? Woher kommen all diese Artikel?
Die Stadtbibliothek St.Gallen ist ein Teil des städtischen Angebots. Die Artikel aus der Bibliothek der Dinge werden zusammen mit unseren neuen Büchern, Filmen und CDs über unseren Medienkredit finanziert. Uns wurden auch schon Gegenstände als Geschenk angeboten. In diesem Fall prüfen wir, ob es zu unserem Angebot passt. Letzthin bekamen wir zum Beispiel einen Super-8mm Film-Projektor. Auf der Website der Stadt können Kundinnen und Kunden in einem Formular ihren Wunsch eintragen. Wir entscheiden dann, ob der gewünschte Artikel angeschafft wird.

 

Was geschieht, wenn ein ausgeliehenes Teil beschädigt oder unvollständig zurückgebracht wird? 
Für die Ausleihe ist eine gültige Bibliothekskarte Voraussetzung. Bei der Ausgabe des Artikels unterzeichnen die Kundinnen und Kunden ein Formular, das die Handhabung, Haftung und geltenden Ausleihbedingungen regelt. Es kommt selten vor, dass etwas beschädigt oder unvollständig zurückgegeben wird. Beschädigte Artikel werden repariert und verlorene Einzelteile kostenpflichtig ersetzt. 


Gibt es bereits Nachfolgeprojekte im Kanton oder sind solche geplant?
Es gibt sie bereits. Die Bibliotheken in Steinach und in Nesslau haben ebenfalls eine «Bibliothek der Dinge». Weitere Projekte sind in Planung. Es besteht offenbar eine steigende Nachfrage und ein Bewusstsein, dass man Sachen ausleiht und nicht kauft.

 

 

Die Bibliothek der Dinge ist in der Kinder- Jugendbibliothek an der Katharinengasse in St. Gallen untergebracht. 
Sie ist Teil vom ShareGallen Netzwerk, die Plattform für Sharing-Initiativen in der Stadt St.Gallen. Die Teilnehmenden setzen sich für eine nachhaltige Stadt ein, die schonend und effizient mit Ressourcen umgeht. Durch das Engagement von ShareGallen werden Sharing-Angebote etabliert und gefördert.


OstSinn sprach mit der Initiantin und Projektverantwortlichen, Frau Annina Spirig. 
Informationen zur Bibliothek der Dinge finden Sie auf:
https://www.stadt.sg.ch/home/schule-bildung/bibliotheken/stadtbibliothek-katharinen/bibliothekderdinge.html

 

Redaktion: Pascal Weibel
 

Kategorie

Konsum & Ressourcen la la-lightbulb-o
zuletzt aktualisiert am: 15. Juli 2024

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