Jana Plananska
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"Mobilität und Nachhaltigkeit" - Interview mit Dr. Jana Plananska

Dr. Jana Plananska ist Expertin und unabhängige Beraterin im Bereich der nachhaltigen und elektrischen Mobilität. Sie hat an der Universität St.Gallen zum Thema Kundenakzeptanz von Elektrofahrzeugen promoviert und nachfolgend ihr eigenes Beratungsunternehmen Jana Plananska Mobility Solutions GmbH gegründet. Auf der Ebene der Firma bietet Dr. Plananska Expertise und unabhängige Beratung den Kunden aus dem privaten als auch dem öffentlichen Sektor zu den Themen wie elektrische Mobilität, Lademöglichkeiten, nachhaltige Wertschöpfungsketten für Batterien und Batterietechnologie als auch nachhaltige städtische Mobilität und Digitalisierung.

 

Mobilität und Nachhaltigkeit – welches sind die wichtigsten Themen in diesem Bereich, welche Sie beschäftigen? 

Basierend auf meinem Forschungsgebiet ist die Kundenakzeptanz von Elektrofahrzeugen ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Das Thema nachhaltige Mobilität ist aber viel breiter und mein Fokus richtet sich insbesondere auf die drei folgenden Kernbereiche:

Thema 1: Elektromobilität (Elektrifizierung der Mobilität): hier geht es darum, sämtliche Formen der öffentlichen wie auch individuellen Mobilität zu elektrifizieren. Beispiel: E-Autos, E-Busse, E-Scooter oder E-Bikes. Insbesondere seit 2016 beobachte ich hier eine sehr starke Entwicklung.

Thema 2: Veränderung der Nachfrage nach Mobilität: bisher besitzt ein Grossteil der hiesigen Bevölkerung ein eigenes Auto und nutzt dieses für die Arbeit, das Einkaufen oder sonstige Fahrten. Nun gilt es, diese Nachfrage entsprechend neu zu definieren und passende Angebote zu kreieren. Das heisst zum Beispiel, dass es mehr geteilte Formen der Mobilität braucht, oder aber auch ganz neue Konzepte. Seit 2016 beobachte ich hier schon grosse Fortschritte – als Beispiel: E-Velos, Mobility, SBB Green-Class, etc.

Thema 3: Nachhaltige Wertschöpfungs- und Lieferketten für Batterien: nebst der nachhaltigen Energiegewinnung für elektrifizierte Fortbewegungsmittel gilt es insbesondere, die gewonnene Energie auch nahhaltig zu speichern. Hier ist das Thema Batterie und deren Produktion (gesamter Lebenszyklus: Rohstoffe, Betrieb, Recycling, etc.) von grosser Bedeutung.  

 

Wie hat sich der Standort Ostschweiz in diesem Zusammenhang entwickelt? 

In den letzten sechs Jahren hat sich sehr vieles verändert und es gibt mehr Angebote im Bereich der nachhaltigen Mobilität. Von zusätzlichen Ausleihstationen, Mobility-Angeboten über Elektrifizierung der Bus-Flotte in St. Gallen bis hin zu Initiativen auf Unternehmensebene und Förderbeiträge der Kantone. Jedes einzelne Thema hat in sich aber auch wieder grosse Auswirkungen auf weitere Bereiche. Als Beispiel: um die Klimaziele zu erreichen, soll die komplette Bus-Flotte der Stadt St. Gallen elektrifiziert werden. Dies bedeutet aber auch, dass die Ladeinfrastruktur angepasst werden muss und neue Energie-Quellen/Formen erschlossen werden müssen.
 

Können Sie ein paar konkrete Beispiele machen? Welche Projekte laufen derzeit? 

Einige davon haben wir soeben bereits gestreift: E-Velos, E-Scooter, Elektrifizierung der Bus-Flotte in der Stadt St. Gallen. Daneben gibt es aber auch weitere Projekte wie beispielsweise eine Initiative von Uni St. Gallen und Stadt St. Gallen, welche interessierten Unternehmen für eine Woche kostenlos ein E-Auto inklusive Ladeinfrastruktur ausleiht. Das Ziel dahinter: Unternehmen näher an das Thema nachhaltige Mobilität bringen. Im Kanton St. Gallen ist das Thema Mobilität zudem im Energiekonzept 2021-2030 verankert. Kanton Thurgau als auch die Stadt St. Gallen bieten Förderbeiträge für E-Autos den Unternehmern als auch den Privatpersonen an. In St. Gallen ist es sogar so, dass, wenn der/die Gesuchsteller:in bereits eine Wärmepumpe besitzt, sich der Förderbeitrag von CHF 4'000.- auf CHF 5'000.- erhöht.
 

Wagen wir einen kleinen Ausblick: auf welche längerfristigen Veränderungen/Trends müssen und dürfen wir uns einstellen? 

Die Elektrifizierung ist die Zukunft – das ist klar. Ich würde die drei folgenden Themen aufteilen:

Thema 1: wie wird nachhaltige Energie für die elektrifizierte Mobilität gewonnen und gespeichert. Erneuerbare Energie für die Ladung (Solar, Wärmepumpe, etc.), nachhaltige Rohstoffe für die Herstellung von Batterien sowie ein umweltverträglicher Lebenszyklus für diese. Das Thema Batterie und Energiespeicherung wird von grosser Bedeutung sein. Auch in Bezug auf Wertschöpfungs- und Lieferketten im Kontext von Krisen den letzten Monaten.

Thema 2: Laden von E-Autos: bisher haben die meisten Besitzer:innen von E-Autos eine eigene Ladeinfrastruktur in der Garage montiert. Viele Menschen und somit potenzielle zukünftige Besitzer:innen wohnen jedoch in Mehrfamilienhäusern oder Mietwohnungen. Das die Anzahl an E-Autos zunehmen wird, wird es daher wichtig sein, die vorhandene Infrastruktur auszubauen: Ladestationen in Gemeinschaftsgaragen, Stromnetzte, Smart-Charging mit Digitalisierung, etc.

Thema 3: Nachhaltige Mobilität auf gesellschaftlicher Ebene: nebst der reinen Elektrifizierung aus ökologischen Gründen gibt es auch gesellschaftliche und gesundheitliche Gründe, wieso eine nachhaltige Mobilität wichtig ist: weniger Luftverschmutzung, mehr Bewegung, weniger Pendler-Zeit, grösseres Wohlbefinden, weniger Stress, etc. Mehr geteilte Mobilität kann zum Beispiel auch bedeuten, dass weniger Parkplätze benötigt werden und somit Platz für mehr Gemeinschaftsfläche entsteht.

 

Das Interview führte Philipp Schär am 11. April 2022 mit Dr. Jana Plananska

Mehr über Dr. Jana Plananska und ihr Unternehmen Jana Plananska Mobility Solutions GmbH findet ihr hier: https://www.jpmobilitysolutions.com/.

 


 

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zuletzt aktualisiert am: 15. Mai 2024

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