Die Antwort auf die Frage, was Lichtensteig so besonders auszeichnet, folgt nach einer kurzen Begriffserklärung der Nachhaltigkeit.
Eine nachhaltige Entwicklung umfasst ökologische, ökonomische und soziale Ziele. Die ökologischen Ziele liegen auf der Hand, es geht beispielsweise um eine Verminderung des CO2-Ausstosses, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben, umweltverträgliche Flächennutzung und vieles mehr. Auch die ökonomischen Ziele sind darauf ausgerichtet, die vorhanden Ressourcen so zu nutzen, dass auch zukünftige Generationen ein lebenswertes Leben führen können. Bezogen auf Unternehmen geht es darum, langfristige Strategien zu verfolgen. Dass nicht nur mehr Wachstum und Profit im Zentrum der Unternehmensziele stehen, sondern auch Werte wie beispielsweise Fairness gegenüber Mitarbeitenden und externen Partnern sowie Umweltschutz als gleichberechtigte Unternehmensziele verfolgt und Erfolge gefeiert werden. Auch die Stärkung der lokalen Angebote ist ein wichtiges Ziel. Die sozialen Ziele umfassen beispielsweise soziale Gerechtigkeit und Partizipation.
Lichtensteig setzt sich mit „Mini.Nachhaltigkeit“ drei Ziele: Soziale Teilhabe, lokale Produktion sowie resiliente Ökosysteme. Diese Ziele werden bei Investitionen, Bauvorhaben, Mobilität und Energie berücksichtigt. Lichtensteig ist seit 2015 Energiestadt und möchte noch einen Schritt weitergehen und Energiestadt Gold werden.
Im Folgenden werden einige nachhaltige Kernprojekte vorgestellt:
Die Genossenschaft Macherzentrum hat die ehemalige Post in ein Coworkingspace umgewandelt. Ein Ort der Vernetzung, der Bündelung von Wissen, der umweltverträglichen Nutzen von Raum ist entstanden und das Unternehmertum wird gestärkt.
Die Genossenschaft Stadtufer hat die leerstehende Fabrik Stadtbrücke inklusive Umschwung erworben. Die Vision der Genossenschafter*innen: Eine kreative Wohn- und Arbeitsform zu schaffen mit viel Raum für Gemeinschaft, Austausch und intakte Natur.
In der ChääsWelt Toggenburg haben sich lokale Unternehmer zusammengeschlossen. Ihre hochwertigen Produkte bieten sie in einem 24-Stunden Shop mitten in Lichtensteig an. Der Trägerverein vertritt klare Wertvorstellungen wie beispielsweise Gemeinschaft (Wir), Qualität, Regionalität, unternehmerische Fairness und Rücksicht auf vergleichbare Produkte anderer Mitglieder.
PaRadiesLi ist ein genossenschaftlich organisierter Laden mit regionalen und nachhaltigen Produkten. Ein Modell für neue Konsum-, Vernetzungs- und Begegnungsformen und ein Ort, wo ein Austausch stattfinden kann.
Welche Muster lassen sich denn nun erkennen: Nachhaltige Entwicklung ist nicht als Einzelkämpfer möglich, es braucht uns ALLE. Es braucht Menschen, die daran glauben, dass sie die Welt nachhaltiger gestalten können. Zusammenarbeit, Partizipation, Innovation und gemeinsame Werte haben dabei einen hohen Stellenwert. Damit Macher*innen ihre Projekte möglichst barrierefrei umsetzen können, benötigen sie Rahmenbedingungen, die dies ermöglichen. Wenn man einen Macher als Stadtpräsidenten hat und eine Gemeinde, die Nachhaltigkeit aktiv fördert und bereit ist, Geld für eine nachhaltige Entwicklung zu investieren, können die grossen Herausforderungen, die solche Projekte mit sich bringen, erfolgreich gemeistert werden.
Lichtensteig und ihre Macher*innen sind ein vorbildliches Beispiel, weil sie nicht bei der Zielsetzung stehen bleiben, sondern die gesteckten Ziele auch tatsächlich erreichen und deshalb heute schon auf viele nachhaltige Erfolge zurückschauen dürfen.
So bleibt zu hoffen, dass sich künftig mehr Menschen, mehr Unternehmen und mehr Städte/Gemeinden mit so viel Engagement, Zielstrebigkeit und der Bereitschaft, Geld zu investieren für eine nachhaltige Entwicklung und somit auch für den Erhalt unserer Wohlfahrt einsetzen.
Text: Arienne Dietsche für OstSinn in Partnerschaft mit "Die Ostschweiz
https://www.dieostschweiz.ch/artikel/nachhaltige-entwicklung-am-positiven-beispiel-der-stadt-lichtensteig-8xb4LE9